Woran liegt es, wenn wir unsere Arbeitszeit immer weniger einhalten können? Warum nehmen die psychischen Belastungen bei der Arbeit enorm zu? Warum verhalten sich Führungskräfte so merkwürdig? Mit der Unternehmensstrategie der "indirekten Steuerung" überlassen Unternehmen den Beschäftigten und ihren Teams mehr und mehr Unternehmerfunktionen. Die Kolleginnen und Kollegen sollen sich in ihrem Handeln vorrangig am Unternehmensgewinn orientieren. Die Geschäftsführungen versprechen sich davon einen größeren Output, nur auf wessen Kosten? Ein größerer Output lässt sich scheinbar nicht mit Anweisungen erreichen, deren Umsetzung kontrolliert werden muss. Stattdessen setzen Unternehmensleitungen auf sich selbst steuernde Teams in teilautonomen Unternehmenseinheiten oder Subunternehmen. In dieser Umwelt müssen sich die Kolleginnen und Kollegen behaupten. Ihre Kooperation wird in Form von Konkurrenz in unternehmensinternen Märkten konstruiert. Auf diese Weise erhalten die Beschäftigten gemeinsam zunehmend mehr Unternehmerfunktionen.
Diese Mechanismen der Unternehmensführung werden in den Sozialwissenschaften mit dem Begriff "indirekte Steuerung" bezeichnet. Sie funktioniert allerdings nur so lange, wie sie den Beschäftigten nicht bewusst wird. Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich dem Unternehmen oder dem eigenen Team gegenüber mehr verpflichtet als sich selbst und ihrer Gesundheit. Aufklärung und Bewusstwerdung dieser Prozesse sind daher notwendig und eine gemeinsame Aufgabe.
In diesem Video erklärt Stephan Siemens von der Initiative "Meine Zeit ist mein Leben", was "indirekte Steuerung" ist.